Samstag, 20. September 2014

Rothko in Den Haag

Ich kannte seine Bilder. Und doch kannte ich sie nicht. Denn das, was ich im Gemeentemuseum zu sehen bekam, war so viel anders als erwartet. Große farbstarke Leinwände, die einen regelrecht hineinsaugen. Immer näher möchte man hin, immer genauer nachsehen, wo die eine Farbfläche beginnt, die andere aufhört. Die Übergänge sind fließend, oftmals mit einer weiteren Farbe untersetzt. Schicht über Schicht, Pinselstrich über Pinselstrich - und doch nicht fassbar.


Vermutlich macht dies die Faszination Rothkos aus. Dass alles beim ersten Betrachten so klar, ruhig und einfach erscheint, schließlich zeigt sein späteres Werk nur Farbflächen. Doch beim näheren Betrachten lösen sich die Flächen auf, werden fast räumlich, flirren vor den Augen. Großartige Kunst, die zum Verweilen und Wirkenlassen einlädt.


Rund 50 großformatige Malereien auf Leinwand und zehn kleinere auf Papier zeigt das Gemeentemuseum Den Haag in der Rothko Ausstellung, die noch bis zum 1. März 2015 zu sehen ist. Dies bietet die einmalige Chance, den amerikanischen Künstler Mark Rothko in Europa zu sehen. Denn, so der Museumsdirektor des Gemeentemuseums Benno Tempel, eine derartige Ausstellung kostet allein schon aufgrund der immensen Versicherungssumme ein Vermögen und war somit ein finanzieller Kraftakt.


Mark Rothko, unter dem Namen Marcus Rothkowitz im Jahr 1903 in Lettland geboren, war jüdisch-russischer Abstammung. Er kam als Kind in die USA, wo er mehrere Ausbildungen begann und erst relativ spät zur Kunst fand. Ausgerechnet ein Kurs in Aktzeichung war die Initialzündung für seine Kunstkarriere. 


Von den Damen ist in seinem Werk bald nichts mehr zu sehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg soll es für ihn nicht mehr möglich gewesen sein, realistisch zu malen. Rothko begann, immer abstrakter zu werden, beeinflusst durch Themen der griechischen Tragödie. Das Malen wurde zunehmend zu einer emotionalen Erfahrung. 


In den 1950er-Jahren widmete er sich dem Classic Style, den Farbflächen auf riesigen Leinwänden. Er mietete sich dazu ein ebenfalls immens großes Atelier in New York an und arbeitete relativ zurückgezogen an seinen Leinwänden, immer wieder von Depressionen und Krankheiten heimgesucht. 


Im Jahr 1970 wurde er in seinem Atelier tot aufgefunden; er hatte sich das Leben genommen. Seine späteren Werke in Schwarz und Grau sollen Zeugen der zunehmenden Depression gewesen sein, das letzte Bild, ganz in Rot, war vielleicht eine Anspielung auf seinen Selbstmord. Rothkos letztes Gemälde hängt im Gemeentemuseum neben Mondrians letztem Werk, Victory Boogie Woogie.


Die Rothko Ausstellung ist zu sehen:
  • 20. September 2014 bis 1. März 2015
  • Gemeentemuseum Den Haag, Stadhouderslaan 41
  • Bus Nummer 24 (Richtung Kijkduin) und Straßenbahn Linie 17 (Richtung Statenkwartier) halten direkt vor dem Museum.
  • Öffnungszeiten Di-So 11-17 Uhr
  • Eintrittspreis 16,50 Euro (für das komplette Museum)

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